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Ist Bitcoin eine Blase?

Blasen sind gemeinhin Gebilde, die drinnen hohl oder mit etwas Wertlosen gefüllt sind. In diesem Fall ist eher die Spekulationsblase gemeint. Dazu weiß Wikipedia folgendes mitzuteilen:

“Als Spekulationsblase [..] wird in der Makroökonomie eine Marktsituation bezeichnet, in der die Preise eines oder mehrerer Handelsgüter (zum Beispiel Rohstoffe oder Lebensmittel), Vermögensgegenstände (Immobilien und Wertpapiere wie zum Beispiel Aktien oder Anleihen) bei hohen Umsätzen über ihrem inneren Wert (auch: Fundamentalwert oder intrinsischer Wert) liegen."

Die Gold-Blase

In der obigen Darstellung wurde der inflatiionsbereinige Goldpreis zwischen 1970 und 2010 dargestellt. Gut erkennbar ist der hohe Goldpreis um 1979/1980. 

Nachfolgend zeige ich die Suchanfragen bei Google bezüglich "Bitcoin Bubble" und parallel den Kursverlauf von Bitcoin. Leider konnte CoinMarketCap erst Bitcoinpreise ab 2013 liefern (2. Grafik).

Suchanfragen bei Google zu Bitcoin Bubble (c) GoogleTrends
Suchanfragen bei Google zu Bitcoin Bubble
Bitcoin-Kurs zwischen 2013 und 2017 (c) CoinMarketCaps
Bitcoin-Kurs zwischen 2013 und 2017

Erkennbar wird nach jeder angeblichen Blase, dass sich der Preis von Bitcoin wieder zu neuen Höhen aufschwingt. Also muss etwas mit der Blasentheorie bei Bitcoin nicht stimmen.

Wikipedia definierte eine Spekulationsblase damit, dass etwas weit über seinem intrinsischen Wert gehandelt werden würde. Dieser Handelspreis würde wieder dahin zurückfallen, wo er her kam.

Wie ist der intrinsische Wert von Bitcoin?

Der intrinsische Wert von Bitcoin ist gleich Null, weil es sich um digitales Geld handelt. Giralgeld, d.h. Ihre Euro auf dem Girokonto haben auch einen inneren Wert von null – egal ob ihre Bank geschlossen oder geöffnet ist. Giralgeld ist bekanntermaßen nur ein Anrecht auf Bargeld (Zentralbankgeld).

Bekanntlich wurde fast das gesamte heutige Geld einschließlich Euro und Dollar aus dem Nichts erzeugt und ist an keinen Gegenstand von Wert gekoppelt. Dass das Geld einer Nation an die durch sie geschaffenen Werte gekoppelt sei, ist in meinen Augen nur eine Fiktion. Sie kommt u.a. auch dadurch zum Ausdruck, dass sich in den letzten Jahren die Geldmenge dreimal so hoch erhöhte wie die Wirtschaftsleistung wuchs. (Lausche Video im Focus-Artikel)

Die Bank of England gab in 2014 zu, dass das heutige Geld aus dem Nichts entsteht. Es zum kleinen Teil durch die Zentralbank und zum großen Teil durch Privatbanken erzeugt, immer wenn letztere einen Kredit ausgeben. Daher hat sich in den letzten Jahren der Begriff FIAT-Geld etabliert, der der lateinischen Ausgabe der Bibel entlehnt wurde: "fiat lux" - Es werde Licht.

Die nachfolgende Grafik wurde einem anderen Dokument entnommen. Hierbei ist nicht ganz klar, ob die Autoren Mitarbeiter der Bank of England waren. Das Originaldokument war nicht mehr abrufbar.

Geld, Finanzwerte und andere Vermögenswerte (c) Michael McLeay, Amar Radia and Ryland Thomas of the Bank’s Monetary Analysis Directorate
Geld, Finanzwerte und andere Vermögenswerte

Einige Artikel zur Untermauerung der These von FIAT-Geld

Dafür gibt es allerdings noch dieses zehnseitige PDF:

 

Money in the modern economy: an introduction - Quarterly Bulletin article

In obigem Interview und im zuvor verlinktem Dokument von Michael McLeay, Amar Radia and Ryland Thomas wird auf die drei Hauptfunktionen von Geld eingegangen. Es wird zudem erklärt, dass Geld nur ein Schuldversprechen ist. Im Englischen ist die Abkürzung IOU gebräuchlich. Sie bedeutet: I owe you, zu deutsch: Ich schulde Ihnen.

Da stellt sich doch die Frage:

Braucht Geld überhaupt einen intrinsischen Wert?

Der intrinsische Wert von Euro

Der intrinsische Wert von Euro-Bargeld ist leicht über null, wenn es sich um haptisches Zentralbankgeld handelt. Ein 50-Euro-Schein besitzt einen Brennwert, der sehr wohl dazu genügt, sich die Finger zu verbrennen.

Ich möchte auch daran erinnern, dass in den 1970er Jahren die silberne Fünf-Mark-Münze aus dem Verkehr genommen wurde, da ihr Materialwert den Nominalwert überstieg.

Der reale Wert von Bitcoin?

Der reale Wert von Bitcoin könnte sein ökonomischer Nutzen sein:

  • als weltweites  Zahlungsmittel

    • ohne Mittelsmänner
    • mit niedrigen Kosten

  • als unpfändbarer (zensurresistenter) Wertespeicher
  • und ohne Risiko einer staatlichen Geldentwertung.

Wenn der Wert von Geld aus seiner Nützlichkeit entspringt: Welches Geld ist wertvoller? FIAT-Geld oder Kryptowährungen?

Die Tulpenzwiebelblase im 17. Jahrhundert in den Niederlanden

Ein oft herangezogener Vergleich im Zusammenhang mit der viel bemühten Bitcoin-Blase ist die vom Hören-Sagen überlieferte Tulpenblase. (Alle Zeitzeuge sind leider tot.)

Auf Wikipedia ist zur Tulpenzwiebelblase folgendes zu lesen:

"Die Tulpenmanie wird als die erste relativ gut dokumentierte Spekulationsblase der Wirtschaftsgeschichte angesehen. Sie wird auch metaphorisch zur Charakterisierung anderer, anscheinend irrationaler und riskanter Finanzentwicklungen gebraucht."

Thorsten Pörschmann von Drescher & Cie (siehe Vortrag) untersuchte die sogenannte Spekulationsblase und fand folgendes heraus.

Die zitierten Daten entstammen einem Roman, der erst 200 Jahre später entstand. Der Romanautor gab die Zahlen jedoch um eine Zehnerpotenz zu groß an. Aus 400 Gulden wurden 4.000. Es darf spekuliert werden, ob er sie unabsichtlich zu groß angab, vertauschte oder aus dramaturgischen Mitteln zu einer Übertreibung griff.

Wie die untenstehende Grafik zeigt, fand die Ausbildung der sog. Blase über die Wintermonate statt. Sofern man im Frühjahr Tulpen ernten möchten, dann sind von Herbst bis Frühjahr die Tulpenzwiebeln in der Erde. Also wurden Erwartungen gehandelt. Das nennt man heutzutage Futures.

Aufgrund des 30jährigen Krieges nahm man im Herbst 1636 an, dass die Käufer der holländischen Tulpenzwiebeln ausfallen würden. Daher wurde überlegte, wie man die Frühjahrsernte schon jetzt verkaufen kann.

Im Herbst 1636 führte man Tulpenzwiebelkontrakte (Futures) mit Abnahmeverpflichtung mit drei Prozent Sicherheitsleistung an den Lieferanten (Margin) ein.

So konnte man mit einem Risiko von drei Prozent des Kontraktwerts auf steigende Preise setzen. Die Kontrakte konnten aber einseitig durch die Käufer gekündigt werden, die nur ihre Sicherheitsleistung verloren.

Anfang/Mitte November wurde über die Umwandlung der Abnahmeverpflichtung in eine Abnahmeoption diskutiert, welche im Februar 1637 rückwirkend für Kontrakte am Mitte November 1636 eingeführt wurde.

Im schlimmsten Fall würden die Tulpenverkäufer also auf ihren Tulpenzwiebeln sitzen bleiben und nur drei Prozent Entschädigung erhalten. Dies reichte hinten und vorne nicht, sodass die Tulpenverkäufer die Preise auf das 33fache anhoben. Und wenn man drei Prozent mit 33 multipliiert, landet man wieder bei 100 Prozent.

Tulpenpreisverlauf 1636/1637 (c) Thorsten Pörschmann
Tulpenpreisverlauf 1636/1637 (c) Thorsten Pörschmann

Als die Zwiebeln im Frühjahr aus der Erde kamen, kam der Preis auf das alte Niveau zurück.

Dieser Tulpenzwiebelvorfall ist daher ein klassischer Fall einer Preisanpassung aufgrund Änderung der Kontraktbedingungen.

Einige berichten außerdem über eine wirtschaftliche Krise, die aus dem Platzen dieser angeblichen Spekulationsblase entstanden sei. Allerdings gab es nach Prüfung der Wirtschaftsdaten der Niederlande keine Anhaltspunkte für Massenpleiten und Wirtschaftskrise, im Gegenteil bis 1650 prosperierte die Wirtschaft.

Fazit zur Bitcoinblase

Sicher gibt es temporäre Übertreibungen beim Bitcoin-Handelspreis, die sich bisher nach kurzer Zeit von selbst korrigierten. Der Charttechniker nennt dies Konsolidierung.

Das Korrekturmuster entspricht nicht dem Muster vom Platzen einer Spekulationsblase. Bitcoin ist daher KEINE Blase. Oft wird dann ein anderer Begriff bemüht — "Hype" . Darauf werde ich im folgenden Artikel eingehen ...

(ta)

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Letzte Änderung: Freitag, 05.10.2018   ◊   Erstellt von TYPO3-Beratung.com, Nürtingen
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